Fachtag diskutiert Modernisierung der Behindertenhilfe
„Wir haben in Bezug auf die Adressatinnen und Adressaten unserer Arbeit einen einzigen Auftrag: Uns an ihrem Willen und ihren Interessen zu orientieren“, betonte Prof. Dr. Frank Dieckbreder in seinem Eingangsvortrag im Kirchlichen Zentrum der Stiftung. Der Experte für Theorien und Organisation der sozialen Arbeit an der FH der Diakonie machte deutlich, dass Kooperationen und Netzwerke verschiedener Organisationen wichtig sind, damit Menschen mit Behinderung aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben können – von Wohnen und Arbeiten über Bildung und Freizeit bis zu Religion steht „die Komplexität menschlichen Seins im Fokus“.
Diesen Ansatz verfolgt auch die Diakonische Stiftung Ummeln, wie Christel Friedrichs, Geschäftsbereichsleitung Stationäre Behindertenhilfe, verdeutlichte: „Der Erfolg von Sozialraumorientierung und Partizipation ist nicht nur durch den Umzug in neue, gemeindenahe Wohnungen zu realisieren. Hier gilt es, zum einen die verschiedenen Anspruchsgruppen – Klientinnen und Klienten, Angehörige, Nachbarn und Ehrenamtliche – mit einzubeziehen und deren Potenziale zu nutzen. Zum anderen müssen wir auch die Mitarbeitenden mit auf den Weg der Veränderung mitnehmen, wohl wissend, dass es für diese teilweise ein grundlegendes Umdenken erfordert, das nur durch die konsequente Auseinandersetzung mit der eigenen Berufsidentität zu erreichen ist.“
Mit diesem Anspruch verändert sich auch der Ansatz, verändert sich die Arbeit der Behindertenhilfe deutlich. „Wir möchten Impulse für eine neue Berufsidentität und konkrete Handlungsanreize geben“, erklärt Fabian Möller, Leiter und Koordinator des Familienunterstützenden Dienstes (FuD) der Diakonischen Stiftung Ummeln.
Die Existenz des FuD ist einer von vielen Belegen für die tiefgreifenden Veränderungen. Das Team knüpft sozialraumorientierte Netzwerke, um die gesamte Familie zu unterstützen, die einen Menschen mit Behinderung zu Hause betreuen. Und damit ähnliche Fragestellungen bearbeiten wie der gesamte Bereich der Behindertenhilfe der Stiftung, der sich zurzeit stark verändert – weg von großen Betreuungseinrichtungen hin zu kleinen Wohngruppen mitten im Ort und mehr ambulanter Unterstützung und Assistenz.
Wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen für erfolgreiches Netzwerken erläuterte Prof. Dr. Ulrich Deller von der Katholischen Hochschule Aachen. Perspektiven moderner Behindertenarbeit und Herausforderungen in der Praxis beleuchtete Prof. Dr. Georg Theunissen von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Die Vision des Netzwerkens im Sozialraum wurde am Nachmittag spielerisch deutlich. Die Teilnehmer entwickelten mit Hilfe des Lego Serious Play Ideen und Konzepte.