Neues Gesetz und viele Fragen: Fachtag zur Reform des SGB VIII
Sorgenvoll blicken Jugendhilfe-Experten nach Berlin. Weil die Bundesregierung den rechtlichen Rahmen der Jugendhilfe offenbar grundlegend verändern will, befürchten viele Träger massive Kürzungen bei Finanzen und Qualität. Was hinter der zurzeit diskutierten Erneuerung des Sozialgesetzbuches VIII steckt und welche Folgen dies konkret haben könnte, beleuchtete ein Fachtag bei der Diakonischen Stiftung Ummeln.
Foto: Diakonische Stiftung Ummeln
Rund 180 Fachleute aus Einrichtungen der Jugendhilfe und aus Jugendämtern waren auf Einladung der Initiative Zukunft der Sozialwirtschaft (IZdS) nach Ummeln gekommen. „Die geheime Gesetzesreform“ war die Veranstaltung überschrieben – und Frank Plaßmeyer, Vorstand der Diakonischen Stiftung Ummeln, verdeutlicht warum: „Die Akteure der Jugendhilfe wurden in dem Verfahren bisher nicht gehört.“
Prof. Dr. Florian Gerlach befürchtet, dass die geplante „Neue Steuerung“ die Qualität der Erziehungshilfe gefährden wird. Dies machte der an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum tätige Rechtswissenschaftler in seinem Referat deutlich.
Auf großes Interesse stieß bei den 180 Fachleuten im Publikum auch der Vortrag von Prof. Dr. Dr. hc Reinhard Wiesner. Der Wissenschaftler und Fachautor ist als ehemaliger Referatsleiter im Bundesfamilienministerium bestens mit dem zurzeit gültigen Sozialgesetzbuch VIII vertraut – und schilderte nun seine kritische Sicht auf die geplante Neuregelung der Erziehungshilfe.
Nach der Mittagespause stellten Michael Gerlach und Frank Plaßmeyer gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Macsenaere, Geschäftsführer des Mainzer Instituts für Kinder- und Jugendhilfe gGmbH (IKJ) das Forschungsprojekt WirkJuBe vor. Dessen Ziel ist eine empirische Prüfung, wie die Hilfeplanung verbessert werden kann, damit die Leistungen der Erziehungshilfe möglichst gut an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden können.