Pädagogin ohne Rucksack
Emelie Keilbar ist eine der ersten Dualen Studentinnen der Diakonischen Stiftung Ummeln
An drei Tagen in der Woche macht sich Emelie Keilbar gutgelaunt auf den Weg nach Brilon. Ihr Ziel: Das Internat am Rothaarsteig der Diakonischen Stiftung Ummeln. Hier absolviert die 18-Jährige Studentin der Sozialen Arbeit jetzt den praktischen Part ihrer dualen Ausbildung.
Den ersten Schritt zum Berufswunsch Soziale Arbeit verwirklichte Emelie Keilbar mit der Einschreibung an der IU Internationalen Hochschule in Dortmund. Zum Dualen Studium gehört, wie der Name schon sagt, neben der Theorie auch ein praktischer Teil. Die Flex Jugendhilfe gGmbH, ein Tochterunternehmen der Diakonischen Stiftung Ummeln, stellt seit Januar 2020 erstmals Plätze für das Duale Studium zur Verfügung.
Ausbildungsstart fiel in eine Corona-Hochphase
Gerade hat das dritte Semester begonnen. Der Ausbildungsstart fiel mitten in eine Corona-Hochphase. Das brachte gleich zwei Herausforderungen mit sich: Zum einen fanden die 20 Stunden Theorie an der Uni in Dortmund ausschließlich digital, also ohne richtiges Studentenleben, statt.
Zum anderen war auch das Freizeitleben der Jugendlichen, die im Internat leben, eingeschränkt. „Alles, was Spaß macht, fiel flach“, sagt Emelie Keilbar. Die Jungs zwischen zehn und achtzehn Jahren hatten natürlich Erwartungen – und eine der drängendsten lautete: „Beschäftige mich!“ Das Internat am Rothaarsteig verfügt über eine Vielzahl von Angeboten und Möglichkeiten im Freizeitbereich. Ein Außengelände mit Fußballtoren, Basketballkorb und viel Fläche für Aktivitäten steht zur Verfügung. Zudem organisierte die Studentin zum Beispiel Radtouren, Wanderungen und eine Back-AG und lernte so auf die Interessen der Jugendlichen einzugehen. Aber nicht nur Freizeitaktivitäten, auch die Begleitung zu Arztbesuchen oder die Unterrichtsbegleitung in der angeschlossenen Hans-Zulliger-Schule gehören zu ihren Aufgaben.
Theorie aus der Uni direkt im Internat umsetzen
Doch was ist nun der Unterschied zu einem Vollzeitstudium? Dieses ist beispielsweise auf drei Jahre angelegt, das duale Studium auf dreieinhalb. Dafür absolviert Emelie Keilbar aber auch kein Anerkennungsjahr und kein Vorpraktikum, wie es sonst Voraussetzung ist. „Emelie kam also ohne theoretisches Vorwissen zu uns. Eine Pädagogin ohne Rucksack quasi“, sagt Teamleitung Agatha Kaiser. Als großen Vorteil empfindet die Studentin, dass sie die Theorie aus der Uni gleich in der Praxis anwenden kann. „Die konkrete praktische Arbeit mit den Jungs hilft mir, die Theorie viel besser zu verinnerlichen“, sagt sie.
Von ihrem Team im Internat wurde die 18-Jährige, wie sie sagt, „super gut aufgenommen“, aber wie war das Kennenlernen mit den Kindern und Jugendlichen? „Auch hier wurde ich schnell als Pädagogin anerkannt. Eine Herausforderung war anfangs die Arbeit mit den Älteren. Da gab es schon die Schwierigkeit, eine nahezu Gleichaltrige als Autoritätsperson zu akzeptieren“, erinnert sie sich. Theoretische Begriffe wie „Nähe und Distanz“ wurden zur praktischen Aufgabe.
Nächste Station: Die Wohngruppe Landhof Wülfte
Die nächsten Monate bleibt Emelie Keilbar noch im Internat, danach kann sie in die Wohngruppe Landhof Wülfte wechseln, in der bis zu neun Jungen ab dem 5. Schulbesuchsjahr leben. Hier hat sie dann die Möglichkeit weitere pädagogische Erfahrungen in einem anderen Team zu machen, frei nach der Devise: „Je mehr Erfahrungen ich machen kann, desto mehr Methoden kann ich in meinen pädagogischen Rucksack packen, den ich für mein pädagogisches Arbeitsleben nutzen kann.“
Und danach? „Die Aussicht auf eine Übernahme nach dem Studium ist auf jeden Fall gut“, freut sich Agatha Kaiser.
Wer sich für ein duales Studium bei der Diakonischen Stiftung Ummeln interessiert, kann sich mit Anke Schweppe per E-Mail an a.schweppe@ummeln.de in Verbindung setzen.
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Pionierin: Als eine der ersten Dualen Studentinnen der Diakonischen Stiftung Ummeln ist Emelie Keilbar im Internat am Rothaarsteig in Brilon im Einsatz.