Alles klar: Prüfleserin aus Leidenschaft
Manchen Menschen fällt es schwer, standardsprachliche Texte zu verstehen. Eine Behinderung, Analphabetismus oder eine migrationsbedingte Sprachbarriere sind mögliche Ursachen dafür. Um diesem Personenkreis zu helfen, gibt es das Büro für Leichte Sprache Alles klar für alle. Dort werden Texte stark vereinfacht. Eines ist dabei ganz entscheidend: Das Urteil von Hilal Yesildag.
Hilal zieht die Kappe ihres gelben Stiftes ab und markiert eine Zeile in dem Text, der vor ihr auf dem Schreibtisch liegt. Die 27-Jährige arbeitet als Prüfleserin im Büro für Leichte Sprache Alles klar für alle, das im Februar 2018 von der Diakonischen Stiftung Ummeln eröffnet wurde. Hilal gehört selbst zur Zielgruppe und kann daher ein treffendes Urteil über die Verständlichkeit eines Textes fällen.
Um optimal für den Job gewappnet zu sein, hat die gelernte Fachpraktikerin für Bürokommunikation eine dreitägige Prüfleser-Ausbildung gemacht. Dort hat sie auch die Textmarker-Korrekturmethode kennengelernt: Eine grüne Markierung kennzeichnet eine sehr gut gelungene Formulierung, gelb angestrichene Ausdrücke könnten noch vereinfacht werden. „Rot bedeutet, dass ich etwas nicht verstanden habe“, erklärt die 27-Jährige.
Die Übersetzerinnen Stephanie Blume und Sarah Jane Borchert sind bestens mit den vom Netzwerk Leichte Sprache entwickelten Regeln vertraut. „Trotzdem kann es passieren, dass wir mal zu kompliziert denken“, bemerkt Stephanie Blume, Leiterin des Büros für Leichte Sprache. „Deshalb ist es so wichtig, dass wir mit Menschen aus der Zielgruppe zusammenarbeiten.“
Besondere Themenvielfalt
Die Bandbreite der Auftraggeber, die den Service des Büros für Leichte Sprache in Anspruch nehmen, reicht von Hochschulen und Wirtschaftsunternehmen über Ministerien und Gemeinden bis hin zu Museen und Sportvereinen. „Ich prüfe Texte zu ganz verschiedenen Themen. Dadurch ist mein Job sehr abwechslungsreich“, verrät Hilal. Außerdem merke sie selbst oft genug im Alltag, wie wichtig die Arbeit des Büros für Leichte Sprache ist. „Deshalb macht mir das Prüflesen auch so Spaß.“
Bald möchte die 27-Jährige sogar eigene Geschichten in Leichter Sprache schreiben. In Zusammenarbeit mit ihren Kolleginnen Stephanie Blume und Sarah Jane Borchert sind bereits erste Texte entstanden.