Fachtag fragt nach Zukunft der Pflegefamilie
Wie zukunftsfähig sind familienanaloge Wohnformen? Welche Herausforderungen bestehen bei der Unterbringung in einer fremden Familie und wie können sie gemeistert werden? Mit diesen Fragen beschäftigte sich jetzt ein Fortbildungsfachtag der Diakonischen Stiftung Ummeln für 100 Mitarbeitende in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe und in Jugendämtern. Experten aus Wissenschaft und Praxis näherten sich dem Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln und präsentierten wichtige Erfahrungsberichte.
Familienanaloge Wohnformen, in Nordrhein-Westfalen auch Sozialpädagogische Lebensgemeinschaften genannt, geraten zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. Die geplanten Gesetzesänderungen im Jugendhilferecht werfen die Frage auf, wie professionell Kinderbetreuung durch professionalisierte Pflegefamilien zukünftig noch sein kann oder ob diese Betreuungsform sogar gänzlich wegfällt. Die Jugendhilfeleitungen der Diakonischen Stiftung Ummeln sehen das kritisch. „Die Angebote im Bereich der Hilfen zur Erziehung sollten so ausdifferenziert wie möglich sein“, erklärten Sarah Dieckbreder-Vedder und Doreen Putzke im Rahmen der Begrüßung.
Der Fachtag lotete aus, was Pflegefamilien zu leisten vermögen, welche professionelle Unterstützung sie brauchen und wo die fachlichen Grenzen liegen. Den Auftakt machten Professor Dr. Mathias Schwabe von der Evangelischen Hochschule Berlin und Christoph Lampe, Geschäftsführer der Kinder-, Jugend- und Altenhilfe Stiftung St. Johannisstift Paderborn. In einem zweistündigen Dialogvortrag befassten sie sich mit dem Verhältnis von Nähe und Distanz als gemeinsames Thema für Fachkräfte in stationären Jugendhilfesettings. Beide Experten setzten sich ausführlich mit den Fragen der Teilnehmer auseinander.
Erfahrungsberichte standen dann im Mittelpunkt des Nachmittags. Sabine Simon, Fachberaterin bei der Organisation PiB – Pflegekinder in Bremen, referierte über die besondere Situation von Pflegekindern und ihren Familien. Mit Schutzkonzepten in der stationären Jugendhilfe befasste sich danach Ben Repp, Einrichtungsleiter und Geschäftsführer bei der Jugendhilfe des Landschaftsverbandes Rheinland. Abgerundet wurde der Tag von Prof. Dr. Gerlach, der als Rechtsanwalt die gesetzlichen und steuerrechtlichen Unterschiede zwischen Pflegestellen und Erziehungsstellen herausarbeitete und wichtige Hinweise für die Praxis gab.