Ambulante Dienste in der Krise besonders gefragt
Keine Schule, kein Kindergarten, kaum Kontakte, viele Fragen: Die Corona-Krise ist für viele Menschen eine große Belastung – ganz besonders für Kinder und Eltern oder Menschen mit Behinderung, die von ambulanten Teams der Diakonischen Stiftung Ummeln begleitet werden. Deren Unterstützung ist zurzeit wichtiger denn je.
„Gerade jetzt werden wir besonders gebraucht“, berichten Andreas Hergemöller und Christoph Klapschuweit, Regionalleiter der FLEX Jugendhilfe gGmbH. Viele Eltern und Kinder sind gestresst, weil der Alltag aus den Fugen geraten ist – für ohnehin belastete Familien eine besondere Bürde. „Der Betreuungsbedarf wird weiter steigen“, ist Hergemöller sicher.
Rund 130 Familien betreut das Tochterunternehmen der Diakonischen Stiftung Ummeln in Bielefeld und dem Kreis Gütersloh ambulant, weitere 120 im Kreis Lippe. „Wir haben nach wie vor zu allen Familien Kontakt“, betont Klapschuweit. Auch wenn das nicht immer einfach und vieles gerade anders ist. Aber es geht schließlich um das Wohlergehen von Kindern.
Manche Eltern hatten Besuche aus Angst vor dem Virus abgelehnt. Angesichts vieler Sorgen suchen viele nun wieder den persönlichen Kontakt. Dieser findet nun unter besonderen Vorkehrungen statt. Aus dem Beratungsgespräch im Wohnzimmer wird oft ein kommunikativer Spaziergang. Telefonate ersetzen manchen Besuch vor Ort.
Als Folge der Krise dürften weitere Betreuungsbedarfe zutage treten, sind die Fachleute der FLEX Jugendhilfe überzeugt. Sie setzen alles daran, ihre Arbeit umfassend fortzusetzen – anders als einige andere Träger, die ihre ambulante Betreuung eingeschränkt haben.
Finanziert wird die ambulante Familienhilfe durch die Jugendämter. Sie genehmigen Betreuungspakete, die stundengenau abgerechnet werden. Einige Leistungen können durch die Corona-Krise nicht in der vereinbarten Form erbracht werden. Die Folge: Steigender Bedarf bei gesunkenen Erlösen – eine schwierige Situation.
„Kreative Lösungen finden“
Auch FLEX Ambulant hat zurzeit besonders viel zu tun. „Wir erleben bei unseren Klienten eine Häufung psychischer Krisen“, berichtet Regionalleiter Matthias Weitkamp. Der ambulante Dienst der FLEX Eingliederungshilfe gGmbH betreut rund 160 Menschen mit Behinderung in Bielefeld, Gütersloh und Lippe.
Viele betreute Menschen haben Angst, berichtet Weitkamp. Die Folgen sind Unsicherheit, viele Fragen, dazu angesichts der Schließung von Ausgabestellen der Tafeln anfangs Engpässe bei der Versorgung mit Lebensmitteln. Falls jemand ins Krankenhaus muss oder entlassen wird, bringen Quarantäne-Regeln weitere Hürden. Zahlreichen Menschen fehlt die Betätigung in Tagesstrukturen oder Werkstätten, die derzeit in der Regel geschlossen sind.
Von den Betreuenden erfordert die Lage Einsatz und Geduld. „Es gilt ganz viel zu meistern und dabei kreative Lösungen zu finden“, berichtet Matthias Weitkamp. Auch in der ambulanten Eingliederungshilfe steigt der Betreuungsaufwand, ohne dass die zusätzlichen Arbeiten vollständig refinanziert werden.
Ambulante Betreuung von benachteiligten Menschen in der Corona-Krise: eine Herausforderung für die Teams und eine Aufgabe, die noch wichtiger ist als ohnehin.