Selbst die richtige Entscheidung treffen
Wo finde ich eine passende Arbeit? Was brauche ich in meinem Wohnumfeld? Wie verbringe ich meine Freizeit? Für die meisten Leute ist es normal, solche Fragen zu beantworten. Für Menschen mit geistiger Behinderung bedeuten sie oft hohe Hürden. Wie man diese Hürden überwinden und selbst entscheiden kann, untersucht ein dreijähriges, durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördertes Projekt der Diakonischen Stiftung Ummeln.
Schon heute reden Menschen mit geistiger Behinderung mit, wenn die Hilfen für sie geplant werden. „Sie sollen möglichst alle Entscheidungen über ihr Leben selbst treffen“, verdeutlicht Doreen Putzke, Leiterin Qualitätsmanagement der Diakonischen Stiftung Ummeln. Leichter gesagt als getan: Momentan gibt es kaum Instrumente, mit deren Hilfe die Menschen die ihnen zustehende Unterstützung beurteilen können.
„Menschen mit Behinderung sollen selbst entscheiden, was gut für sie ist und was nicht. Wir wollen ihnen die notwendigen Mittel an die Hand geben, damit sie ihre Rechte und Chancen nutzen können“, erklärt Nadine Beyerbacht, Geschäftsführerin der FLEX® Eingliederungshilfe gGmbH.
Projekt läuft über drei Jahre
Das Projekt „Wirkungsorientierte Behindertenhilfe: Selbstevaluation“ soll Orientierung und Unterstützung geben, indem konkrete Werkzeuge entwickelt werden, mit denen Menschen mit geistiger Behinderung einschätzen können, ob die vorgesehenen Hilfen wirksam für sie sind. Wissenschaftlich wird das Projekt durch das Institut für Kinder- und Jugendhilfe in Mainz begleitet, deutschlandweit eine der erfahrensten Praxisforschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Jugend- und Eingliederungshilfe.
Das Projekt startet am 1. Juli 2018. Im ersten Schritt geht der Blick über die Grenzen: Wie arbeiten andere Länder? Parallel befragen Bielefelder Studierende Menschen, die Unterstützungsleistungen im Rahmen der Eingliederungshilfe erhalten. Mit Hilfe der so gewonnenen Informationen sollen dann neue Instrumente entwickelt werden. Bereits 2019 werden erste Ergebnisse in der Praxis getestet.
Experten aus ganz Deutschland erwartet
Nach der Auswertung steht am Ende 2021 ein Fachtag, zu dem Experten und Praktiker aus ganz Deutschland erwartet werden. „Ein Fernziel ist es, die entwickelten Instrumente trägerübergreifend einzusetzen“, erklärt Doreen Putzke. Gut möglich also, dass in Ummeln neue Maßstäbe für ganz NRW gesetzt werden, um Menschen mit geistiger Behinderung mehr Selbstbestimmung zu ermöglichen.