Wer wird Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld? Diese Frage entscheiden die Wählerinnen und Wähler bei der Kommunalwahl im September 2020. Die Diakonische Stiftung Ummeln hat die Kandidaten darum gebeten, sozialpolitische Positionen darzustellen.
Hier lesen Sie die Antworten:
Pit Clausen (SPD)
1. Welche Chancen und welche Probleme bietet das Leben in Bielefeld für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen?
Bielefeld ist eine soziale Stadt. Tolle Kitas, Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, eine stark gesunkene Jugendarbeitslosigkeit – all das bietet viele Chancen. Für Menschen mit Behinderungen gibt es gute Angebote wie begleitetes Wohnen, Beschäftigungsangebote und bei sozialer Teilhabe. Corona zeigt uns, dass wir beim digitalen Lernen besser werden müssen, damit niemand abgehängt wird. Für Menschen mit Behinderung kommen neben alten Barrieren, z.B. im ÖPNV, durch Corona neue hinzu.
2. Was wollen Sie in Bielefeld in den nächsten fünf Jahren für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen verändern?
Wir werden die städtische Inklusionsplanung weiter unterstützen und dafür sorgen, dass noch mehr Projekte umgesetzt werden. Der ÖPNV muss barrierefrei werden. Das ist gut für Menschen mit Behinderung, aber auch für viele andere, z.B. Menschen mit Kindern. Wir werden einen Teilhabefonds einrichten, der quartiersorientierte Projekte fördert. Für Jugendliche wollen wir ein Kulturhaus, damit sie auch mal Freiräume haben und laut sein können. Die OKJA wollen wir ausbauen und inklusiver machen.
3. Ergänzen Sie diesen Satz: Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen sind …
alle unterschiedlich und müssen in ihrer Vielfältigkeit gleichberechtigt sein – sie sind Teil unserer bunten Stadt Bielefeld.
Kerstin Haarmann (Die Grünen)
1. Welche Chancen und welche Probleme bietet das Leben in Bielefeld für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen?
Bielefeld verfügt über eine lange Tradition und hohe Expertise in Hinblick auf das Zusammenleben mit Menschen mit Behinderungen. Bei uns gibt es eine Vielzahl von Angeboten, Einrichtungen und Beratungsstellen aber auch barrierefreie Wohnungen und Arbeitsstellen. Dennoch gibt es auch in unserer Stadt Hindernisse und Barrieren für ein selbstbestimmtes Leben, die abgebaut werden müssen. Teilhabe in der Gemeinschaft muss ermöglicht werden. Das werden wir mit Nachdruck angehen!
2. Was wollen Sie in Bielefeld in den nächsten fünf Jahren für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen verändern?
Wir wollen Bielefeld zu einer Stadt machen, in der Teilhabe für Alle in allen Lebensbereichen möglich ist. Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen muss zum Regelfall werden. Inklusive Bildung beginnt bereits im Vorschulalter und setzt sich in den Schulen fort. Insbesondere werden wir mehr behindertengerechte Kinderspielplätze schaffen, Kultureinrichtungen und alle ÖPNV-Haltestellen barrierefrei bauen.
3. Ergänzen Sie diesen Satz: Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen sind …
Menschen, wie Du und ich!
Das Grundgesetz und die UN-Behindertenrechts-Konvention verpflichten uns, die Teilhabechancen für Menschen mit Behinderung zu verbessern und ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Dafür stehen wir ein!
Zur Website von Kerstin Haarmann
Ralf Nettelstroth (CDU)
1. Welche Chancen und welche Probleme bietet das Leben in Bielefeld für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen?
– Durch sich ändernde gesellschaftliche Rahmenbedingungen stehen die Familie und vor allem Kinder und Jugendliche im Fokus unseres Handelns. Die Herausforderung ist, unsere Stadt für Familien noch attraktiver zu gestalten u.a. durch Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
– Menschen mit Behinderung sollten immer in den Blick genommen werden. Sie brauchen aufgrund ihrer Behinderung häufig in verschiedenen Lebensbereichen Unterstützung, um selbstbestimmt am Leben teilhaben zu können.
2. Was wollen Sie in Bielefeld in den nächsten fünf Jahren für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen verändern?
– Die CDU möchte die Öffnungszeiten in Kindertagesstätten flexibler gestalten, um der veränderten Lebensrealität gerecht zu werden.
– Die Interessen der jungen Menschen müssen in den politischen Prozess stärker einfließen.
– Die CDU Bielefeld setzt sich für eine behindertengerechte Politik ein. Dazu gehören: • Leistungen zur Sozialen Teilhabe/Leistungen zur Teilhabe an Bildung/ Leistungen im Arbeitsbereich/ Leistungen zur medizinischen Rehabilitation.
3. Ergänzen Sie diesen Satz: Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen sind …
– sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Kinder und Jugendliche stellen die Zukunft dar, daher ist es wichtig ihnen viele Chancen zu bieten. Menschen mit Behinderungen in Bielefeld müssen weiterhin gefördert werden, damit sie die gleichen Chancen am gesellschaftlichen Leben erhalten wie alle Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt.
Zur Website von Ralf Nettelstroth
Lena Oberbäumer (Die Partei)
1. Welche Chancen und welche Probleme bietet das Leben in Bielefeld für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen?
Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderung werden in Bielefeld benachteiligt. Corona hat Teilhabe und Betreuung für sie in einer Wirtschaftsgesellschaft weiter eingeschränkt. Unterstützung kommt bislang leider zuerst Banken und Unternehmen zu.
Kinder und Menschen mit Behinderung sind durch immer aggressiveren Autoverkehr bedroht. Wir setzen uns für eine sichere, straßenfreie Innenstadt ein. Alternative Verkehrsmittel werden barrierefreie Stadtachterbahnen und E-Autoscooter mit Kindersitz.
2. Was wollen Sie in Bielefeld in den nächsten fünf Jahren für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen verändern?
Bielefeld wird wegen steigender Meeresspiegel auf höhere Lagen umgesiedelt werden müssen. Auf Sparren- und Johannisberg wird für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderung Wohnraum geschafft. Der Rest der Bevölkerung wohnt in Hausbooten.
Wir fordern eine Woche im Jahr, in der Menschen ohne Behinderung wie Menschen mit Behinderung behandelt werden und umgekehrt. Medien dürfen nur über Kinder und Menschen mit Behinderung berichten. Denn in der öffentlichen Wahrnehmung muss sich einiges ändern.
3. Ergänzen Sie diesen Satz: Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen sind …
…ein schützenswerter Teil unserer Gesellschaft der benachteiligt wird. Wir wollen als einzige etablierte Partei ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle. Dies ist ein erster Schritt, um Kindern, Jugendlichen und Menschen mit Behinderung in Krisenzeiten ein Leben in Autonomie und Würde zu ermöglichen.
Wir fordern für Kinder mehr politische Gestaltung mit einer Herabsenkung des Wahlalters auf 10 Jahre. Viele Schüler*innen sind politisch aktiv und haben mehr Ahnung als so manche Letztzwähler*innen.
Zur Website von Lena Oberbäumer
Dr. Onur Ocak (Die Linke)
1. Welche Chancen und welche Probleme bietet das Leben in Bielefeld für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen?
Bei der Barrierefreiheit hat sich in Bielefeld vieles getan, beispielsweise was Bahnhaltestellen betrifft, trotzdem ist es noch ein weiter weg. Viele Jugendzentren sind so zum Beispiel noch nicht Barrierefrei. Auch alle Kita-Gebäude sollten Barrierefrei gestaltet sein, Erzieher*innen sollten im Umgang mit Menschen in Behinderung geschult sein. Außerdem kommt die Inklusion nur schleppend voran, viele Schulen insb. die Gymnasien verweigern sich diesem Prozess, da muss nachgesteuert werden.
2. Was wollen Sie in Bielefeld in den nächsten fünf Jahren für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen verändern?
Wir wollen die Partizipations- und Mitgestaltungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche stark ausbauen, dazu gehören beispielsweise Jugendbudgets für jeden Stadteil, über den Kinder und Jugendlichen autonom entscheiden können. Wir wollen das die Stadt mehr integrative Kitas schafft, Erzieher*innen sollen im Umgang mit Menschen mit Behinderungen stärker geschult werden. Jugendzentren sollen Barrierefrei werden, bei alten Gebäuden durch Renovierung.
3. Ergänzen Sie diesen Satz: Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen sind …
vollwertige Mitglieder der Gesellschaft. Ihnen müssen die selben Chancen und Möglichkeiten offenstehen, wie Menschen ohne Behinderungen. Dafür muss die Stadt Bielefeld sorgen.
Gordana Rammert (Bürgernähe, Piraten)
1. Welche Chancen und welche Probleme bietet das Leben in Bielefeld für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen?
Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen haben wenig barrierearme bis barrierefreie Möglichkeiten ihre Bedürfnisse gegenüber der Stadt mitzuteilen. Die Aufnahme der UN-Kinderrechtskonvention ins Grundgesetz stockt genauso wie die aktive, zufriedenstellende Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Bielefeld muss dort dringend nachbessern, kinderfreundliche Kommune werden und Beteiligungsbeauftragte einstellen. Direkt im Stab unter der Verwaltungsspitze, über den Dezernaten.
2. Was wollen Sie in Bielefeld in den nächsten fünf Jahren für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen verändern?
Wir brauchen mehr Gemeinschaftsschulen vom Jahrgang 1-10, die über ausreichend sozial- und weiteres fachpädagogisches Personal verfügen. Inklusion geschieht nicht durch Exklusion. Als Stadt müssen wir gegenüber Land&Bund stärker als bisher den dringenden Bedarf nach auskömmlichen Mitteln geltend machen. Die Betroffenen sollen selbst entscheiden was sie wollen, sie brauchen nicht immer Stellvertreterpolitik. Um dies zu ermöglichen können Beteiligungsmoderatoren helfen, passende Formate zu finden.
3. Ergänzen Sie diesen Satz: Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen sind …
Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen sind für mich ein ganz selbstverständlicher Teil des Bielefelder Stadtlebens. In keiner anderen Stadt in Deutschland habe ich es bislang erlebt, dass sichtbare Behinderungen als „normal“ angesehen werden und Menschen bei epileptischen Anfällen sofort bereit sind zu helfen. Dies liegt durchaus auch daran, dass in Bielefeld viele Menschen Kontakt zu Menschen mit Behinderungen haben und sich nicht „fremd“ in so einer Situation fühlen.
Zur Website von Gordana Rammert
Florian Sander (AfD)
1. Welche Chancen und welche Probleme bietet das Leben in Bielefeld für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen?
Bielefeld ist in Sachen Barrierefreiheit eine der fortschrittlicheren Städte. Auch der ÖPNV ist in einem hohen Maße barrierefrei, aber ausbaufähig. Dank Bethel kann Bielefeld auch vielfältige Angebote für Menschen mit Behinderung aufweisen. Ein Mobilitätsproblem, das ich als Rollstuhlfahrer selbst oft registriere: Fahrstühle, die zu häufig kaputt sind bzw. deren Reparatur zu lange dauert. Gerade für Jugendliche mit Behinderung ist zudem auch die Berufsperspektive eine stetige Herausforderung.
2. Was wollen Sie in Bielefeld in den nächsten fünf Jahren für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen verändern?
Wir wollen barrierefreie Zugänge zu Bus und Bahn weiter ausbauen und die bauliche Barrierefreiheit in Bielefeld verbessern. Wir wollen Selbsthilfegruppen, die für Betroffene oft einen wichtigen Anker darstellen, fördern. Wir stellen uns gegen die behindertenfeindliche, sog. „schulische Inklusion“ und wollen Förderschulen erhalten. Wir wollen bessere Arbeitsbedingungen und leistungsgerechte Entlohnung in der Pflege, was auch pflegebedürftigen Menschen mit Behinderung zugute käme.
3. Ergänzen Sie diesen Satz: Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen sind …
…Menschen wie andere auch, die aber oftmals über das Meistern einer persönlichen Herausforderung besser als andere gelernt haben, für ihre Ziele zu kämpfen und sich niemals unterkriegen zu lassen!
Zur Website von Florian Sander
Jan Maik Schlifter (FDP)
1. Welche Chancen und welche Probleme bietet das Leben in Bielefeld für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen?
Wir wollen uns für eine verbesserte Begleitung volljähriger Menschen mit Behinderung in Hilfesystemen einsetzen. Da sehen wir noch Handlungsbedarf. Zwar ist die soziale und medizinische Betreuung von Kindern mit Behinderung oft gut organisiert, doch nach der schulischen Laufbahn stehen die bekannten Ansprechpartner und Hilfesysteme oft nicht mehr zur Verfügung. Wir wollen eine Begleitung zur Unterstützung der Betroffenen, die über freie Träger organisiert werden kann.
2. Was wollen Sie in Bielefeld in den nächsten fünf Jahren für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen verändern?
Wir wollen mehr Chancen für Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen schaffen. Das bedeutet Wahlfreiheit der Lebensentwürfe ermöglichen. Menschen mit Behinderung sollen Wahlfreiheit über die individuelle Gestaltung des eigenen Lebens haben. Wir möchten, dass sie soweit wie möglich selbst über die Form der Leistungserbringung an sie entscheiden und wollen uns zudem für die Wahlfreiheit zwischen stationärer Einrichtung, betreutem Wohnen und Wohngemeinschaft einsetzen.
3. Ergänzen Sie diesen Satz: Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen sind …
besonders schutzbedürftig. Daher brauchen sie besondere Unterstützung im Alltag. Das bedeutet für uns unter anderem eine echte Barrierefreiheit in Bielefeld im kompletten öffentlichen Raum, Unterstützung und Ansprechpartner bei der Berufsfindung, so dass mehr Menschen mit Behinderung den Weg aus Behindertenwerkstätten in Integrationsunternehmen oder den Arbeitsmarkt finden. Dabei soll die Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmung nicht vernachlässigt, Potenziale gefördert werden.
Zur Website von Jan Maik Schilfter