Homeschooling im Internat am Rothaarsteig
In Zeiten der Corona-Pandemie mussten Kinder und Jugendliche bereits viele Wochen den Schulalltag von zu Hause aus meistern. Das galt auch für die Jungs des Internats am Rothaarsteig. Sie haben die Homeschooling-Zeit erstaunlich gut bewältigt – und das, obwohl es zunächst nicht einmal Schreibtische gab.
Zwischen dem Internat, das sich an Jungen im Alter von zehn bis 18 Jahren mit Hilfebedarfen im sozial-emotionalen Bereich richtet, und der angeschlossenen Hans-Zulliger-Schule liegen etwa 50 Meter – der Präsenzunterricht lag für die zwölf Schüler also beinahe in greifbarer Nähe. Doch die Corona-Schutzmaßnahmen untersagten das gemeinsame Lernen im Klassenraum.
Im Schnellverfahren Laptops und Schreibtische besorgt
Nun hieß es, die nötigen Voraussetzungen für das Homeschooling zu schaffen. Im Schnellverfahren wurden zwei Gruppenlaptops sowie Schreibtische und Stühle für die Schüler besorgt. Die hatte es bislang nicht gegeben, da Hausaufgaben in der Hans-Zulliger-Schule nicht üblich sind. Statt morgens den kurzen Weg in ihre Lehranstalt zurückzulegen, setzten sich die Jungen ab sofort an die neuen Arbeitsplätze in ihren Zimmern und bearbeiteten mittels Smartphone-Lern-Apps eigenständig Aufgaben.
Kreative Ideen der Lehrerinnen und Lehrer
Hatten zuvor viele der Schüler Schulangst oder andere Gründe, warum sie nicht in die Schule gehen wollten, so waren sie mit der pandemiebegründeten Schulschließung jedoch auch alles andere als glücklich. Schnell wurde klar: Allen fehlt der tägliche soziale Kontakt. Kein Tag verging, an dem nicht jeder Schüler mindestens einmal mit seinem Lehrer oder seiner Lehrerin telefonierte. Um mit ihren Schützlingen in Verbindung zu bleiben und die Motivation aufrecht zu halten, fanden die Pädagoginnen und Pädagogen kreative Wege: So hat ein Lehrer Walkie-Talkies angeschafft, mit denen ihn die Jungen kontaktieren konnten, während eine seiner Kolleginnen jeden Morgen einen Korb mit Aufgaben, Lernspielen und interessanter Lektüre an die Tür des Internats hängte, aus dem sich die Schüler eifrig bedienten.
„Das Homeschooling hat erstaunlich gut funktioniert. Die Jungen waren jederzeit motiviert, was sicherlich auch am beeindruckenden Engagement unserer Lehrkräfte lag“, resümiert Agatha Kaiser, Teamleitung im Internat am Rothaarsteig, das von der FLEX Jugendhilfe gGmbH, einer Tochtergesellschaft der Diakonischen Stiftung Ummeln, betrieben wird. „Trotzdem freuen sich alle sehr, dass sie nun endlich wieder gemeinsam den Schulalltag begehen können. Der Aufwand war enorm hoch und der Kontakt von Angesicht zu Angesicht ist einfach um ein Vielfaches schöner.“